Das Problem ist nur: Die Romantik der elf Freunde und ihrer zigtausend sie wärmenden Kumpel im weiten Stadionrund ist nur eine Seite der Medaille und eher eine, die zu verblassen droht. Sie wird zwar noch zum An- und Beheizen der Stimmungen benötigt, im Hintergrund aber beherrschen kühlere Kräfte das Geschehen: Kapitalismus und Globalisierung. Dieses Dilemma aus Sport und Kommerz muss jedoch keines sein, sagen zwei kundige Wirtschaftsjournalisten. Man müsse beiden Raum lassen, gleichzeitig aber begreifen, dass in wirtschaftlicher Hinsicht nicht weiter Dilettanten das Zepter in Händen halten.
Das Credo der Autoren: "Eine noch stärkere Kommerzialisierung des Fußballs muss nicht nur zugelassen werden, sie ist sogar der einzige Weg, das Schlittern in die Krise zu verhindern. Auf der anderen Seite müssen die Clubs, ihre Sponsoren und auch die TV-Manager begreifen, dass der Fußballsport so gestaltet wird, dass er seine Glaubwürdigkeit bei den Fans nicht verliert. Denn ohne Fans ist der Fußball zum Sterben verurteilt."
Sport und Kommerz.
Keiner wehrt sich mehr. Die Geldmaschine Champions League verspricht grenzenlose Renditen. US- und russische Milliardäre lauern im Hintergrund auf Anlagemöglichkeiten. Sie wollen ihr eingesetztes Kapital verzinst sehen. Milliarden an TV-Geldern warten überdies auf Verteilung. Und nicht nur an raffgierige Spieler, die mittlerweile 42 Prozent der Kosten in deutschen Fußballvereinen verursachen. Ökonomische Expertise, so die Autoren, sei auf allen diesen Feldern gefragter denn je. Das Buch gibt einen Überblick über die dafür wichtigen Hintergründe: Gehaltsobergrenzen, Bonuspools, Aktienoptionen oder Franchising-Modelle wie im US-Basketball oder -Football. Eine kompakte Bestandsaufnahme des Fußball-Business. Letzter Stand.
Leider versuchen sich die beiden Autoren zum Abschluss noch als sportliche Berater, fordern die Abschaffung der Abseitsregel, nie mehr Unentschieden, Zeitstrafen fürs Meckern, zwei Schiedsrichter, den Chip im Ball und den TV-Beweis. Das klingt in der dargestellten Kürze nicht schlecht, ist aber natürlich schwieriger, als zwei Wirtschaftsjournalisten glauben mögen.
Geld schießt Tore. Fußball als globales Business - und wie wir im Spiel bleiben,
Carl Hanser Verlag, München 2006,
302 Seiten, 19.90 Euro,
ISBN 3-446-40411-2
www.hanser.de
changeX 14.02.2006. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Dieter Hintermeier / Udo Rettberg: Geld schießt Tore. . Fußball als globales Business - und wie wir im Spiel bleiben.. Carl Hanser Verlag, München 1900, 302 Seiten, ISBN 3-446-40411-2
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Autor
Peter FelixbergerPeter Felixberger ist Publizist, Buchautor und Medienentwickler.