Die Stille kann uns in erster Linie Abstand geben. Abstand zu den Dingen, zu den Problemen, zu den Identifikationen, die die Menschen haben. Aus dieser Stille erwächst wie von alleine eine nährende Kraft, wie die Kraft der Natur, die in gewisser Weise aus der Stille kommt und alles werden und entstehen lässt.
Dadurch, dass die Stille überall und allgegenwärtig ist, brauchen wir nur einen Augenblick unsere Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Es ist weniger ein Tun, als ein In-sich-selbst-Hineinhören, ein In-sich-Hineinfallen, dadurch entsteht diese Stille ganz aus sich selbst heraus. Sie offenbart sich aus sich selbst heraus. Sie ist an jedem Ort.
Wenn ich in mir selbst still sein kann, dann entsteht ein Platz für die Worte des anderen. Ich kann andere hören und deren Worte aufnehmen. Etwas von dieser Stille ist auch im Wasser enthalten. Wasser ist ein Synonym für das Fließende, für das Seiende, das Nicht-Anhaftende. Wasser hat eine enorme Selbstverständlichkeit. Dadurch, dass die Oberfläche unseres Planeten zu 90 Prozent aus Wasser besteht, wenn man das in den Tieren, Pflanzen und Menschen gebundene Wasser dazurechnet � auch der Mensch selbst besteht zu 90 Prozent aus Wasser � wird diese Analogie deutlich. Die Forschungen von Dr. Emoto, dem japanischen Biophysiker, belegen auf wunderbare Art und Weise, wie sehr Wasser Informationen aufnehmen kann.
Ich gebe viele Tipps zum Thema Zeitmanagement. Darin geht es in erster Linie darum, die Aufmerksamkeit zu befreien. Unsere Aufmerksamkeit ist gebunden von dem, was unerledigt vor uns liegt. Dadurch, dass dies so viel ist, bildet sich in uns der irrationale Eindruck einer riesigen Menge. In dem Moment, in dem wir verstehen, dass in all den offenen Zyklen unsere Aufmerksamkeit gebunden ist und jeder Mensch nur ein bestimmtes Maß an Aufmerksamkeit hat, holen wir die Aufmerksamkeit wieder zu uns zurück. Wir werden freier, wirksamer und stärker, wenn wir offene Handlungen abschließen und in jenen Rhythmus kommen, der uns entspricht. So, wie die Natur einem Rhythmus folgt, ist auch der Mensch mit seinem zirkulierenden Blut, seinem Herzschlag, mit seinem Atem in einem Rhythmus. Diesen Rhythmus wiederzugewinnen ist eines der Anliegen dieses Buchs. Ein exzellenter Umgang mit Zeit befreit uns aus Stress und: Wir haben Zeit. Ansonsten hat die Zeit uns.
Wenn wir dieses Kämpferische, dieses Messerwetzen aufgeben, dann entsteht die Lust an einem Wettspiel von Ideen. Es macht Freude, seine Kräfte zu messen. Wettspiel hat etwas Heiteres und Leichtes � wenn wir dagegen in dieser Tristesse von Kampf und der geballten Faust stecken, gibt es nur Verletzungen. Das Wettspiel ist übrigens auch eine alte Kaufmannstradition, die darin wurzelt, auf die Märkte zu ziehen und mit anderen zusammen seine Waren anzubieten. In dem liegt eine mediterrane Heiterkeit.
Ich schlage vor, zunächst den Blickwinkel zu ändern und nicht zu denken, dass wir Veränderungen durchführen müssen. Wenn wir genau hinschauen, sehen wir sofort, dass alles in der Natur sich permanent verändert. Mir geht es weniger darum, eine Veränderung anzustoßen, als sich von der Veränderung verändern zu lassen. Sozusagen dem Lauf des Wassers zu folgen. Mir geht es in dem Buch sehr darum, deutlich zu machen, dass wir nicht alles tun müssen, sondern dass die Dinge auch geschehen und dass wir Teil dieses Geschehens sein können. Die Eintrittskarte dafür ist, den Raum der Stille in uns zu aktivieren.
Es würde von sich aus den Menschen in den Mittelpunkt rücken. Wirtschaft ist etwas, das für den Menschen gedacht ist. Das menschliche Wesen hat ein unsterbliches Bewusstsein � dieser Aspekt sollte auch in unserem ökonomischen Tun gewürdigt werden; er lässt sich einfach nicht ausblenden. Das bedeutet, rigoros den Menschen in seiner Gesamtheit in den Mittelpunkt zu stellen und auch das Leben in seiner Vergänglichkeit zu betrachten. Dann würden viele der Dinge, die wir tun, nicht geschehen. Wir würden aus vielen Streitereien aussteigen, wenn wir die Vergänglichkeit des eigenen Körpers und die Kürze des eigenen Lebens stärker realisieren würden.
Das sind grundsätzlich jene Menschen, die in ihrer jeweiligen Kultur neue, kreative, ganzheitliche Werte zu leben versuchen. Das bedeutet, dass die Kulturell-Kreativen auf einer tieferen Ebene verstehen, dass wir verbunden sind mit der Erde, mit der Natur, der Luft, den Pflanzen, den Tieren. Dass es dieses isolierte Menschsein, dieses hautverkapselte Ich, real nicht gibt. Es sind diese Menschen, die den Gedanken der Nachhaltigkeit in die Wirtschaft tragen. Meiner Schätzung nach sind das etwa ein Drittel der Menschen in der Ersten Welt. Und es werden täglich mehr.
Für beide. In erster Linie ist es gedacht für jene, in denen die Einsicht gewachsen ist, dass alle Dinge miteinander verbunden, verwoben, vernetzt sind. Diesen Menschen möchte ich gerne Mut machen und sagen: Glaub an dich und deine Talente, folge deiner eigenen Natur! Achte auf das, was sich ganz nach dir anfühlt und gib dem mehr Raum in deinem Leben. Schau auf das, was du beitragen möchtest, und gib diesen Beitrag. Es ist in unserer Gesellschaft schwieriger, das zu finden, was wir wirklich � wirklich! � tun wollen, als das dann auch tatsächlich zu tun. Der Markt ist so komplex und vielschichtig, dass sich für fast alles eine Nische findet. Die Schwierigkeit ist, die eigene Natur zu erkennen. Wir sind es nicht gewohnt, uns an uns selbst zu orientieren. Wir orientieren uns eher an Trends als am eigenen Anliegen. Das eigene Anliegen in das Zentrum des persönlichen Ausdrucks zu stellen ist die kulturell-kreative Wende.
So schön kann Wirtschaft sein.
Der Aufbruch der Kulturell-Kreativen,
J. Kamphausen Verlag, Bielefeld 2005,
163 Seiten, 17.50 Euro,
ISBN 3-89901-073-6
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