Krieg, Tod, Vertreibung - die Abendnachrichten sind voll davon, wie Menschen sich gegenseitig umbringen. Wie aber funktioniert Frieden? Das weiß kaum einer so richtig, und nach den Negativschlagzeilen zweifelt man zuweilen daran, dass in manchen Regionen der Welt ein friedliches Zusammenleben überhaupt möglich ist. Doch in allen Krisengebieten gibt es gleichzeitig Menschen, die sich mutig, kreativ und erfolgreich für den Frieden engagieren. Über sie wird selten berichtet, viel zu selten. Die Friedensmacher holt das nach - in eindrucksvollen Reportagen mit vielen Fotos. Michael Gleich und seine Kollegen von Peace Counts haben die ganze Welt bereist auf der Suche nach Projekten mit Beispielcharakter. Herausgekommen sind spannende Expeditionen zu den besten Friedensstiftern der Welt, "Best Practice"-Beispiele würde man so etwas im Management nennen.

Die Autoren erzählen von Exterroristen in Nordirland, die Jugendliche von Gewaltfreiheit überzeugen; von einem Priester, der sich zwischen Bauern und Guerilleros stellt; von einer Ärztin - halb Muslimin, halb Christin -, die auf dem Balkan zwischen den beiden Gruppen vermittelt; von einem Tamilen mit deutschem Pass, der im zerstörten Norden Sri Lankas erfolgreich beim Wiederaufbau hilft; von einer Friedensakademie auf hoher See, in der Jugendliche aus unterschiedlichen ethnischen Gruppen und Religionen oft zum ersten Mal auf neutralem Territorium miteinander reden und diskutieren können. So können Respekt und Verständnis für die Sichtweise der jeweils anderen Seite wachsen, so mancher kommt ins Nachdenken über das, was ihm Eltern und Gesellschaft bisher vermittelt haben.
Nicht nur, dass die Reportagen eine ausgesprochen spannende Lektüre sind, die andere Länder und die Lebensweise dort lebendig werden lässt - die Initiativen, von denen Texte und Bilder erzählen, machen Mut: Ja, es wird etwas getan! Es gibt Alternativen zur Gewalt! Wer Vorbilder für die heutige Zeit sucht, wird hier fündig. Es sind beeindruckende Menschen, von denen die Reportagen erzählen; aber sie sind nicht außergewöhnlich dadurch, dass sie andere Eigenschaften hätten als der Mann oder die Frau von nebenan, sondern dadurch, dass sie für sich die Entscheidung getroffen haben, etwas zu tun. Manche von ihnen sind Ärzte, Entwicklungshelfer, Menschenrechtler oder Priester, doch auch Geschäftsleute oder ganz normale (ehemalige) Angestellte sind zu Friedensmachern geworden - sie helfen nicht, weil es ihr Beruf ist, sondern weil sie das Bedürfnis spürten und die Notwendigkeit sahen, es zu tun.
Die Friedensmacher macht aber auch deutlich, dass sich Frieden wirtschaftlich lohnt. Ein Bürgerkrieg kostet 64 Milliarden Dollar - jeder Tag, um den man ihn verkürzt, jeder Tag Frieden zahlt sich mit 25 Millionen Dollar aus. Und wie teuer ein Krieg wie beispielsweise der im Irak rein finanziell ist - vom Image gar nicht zu sprechen -, der frage nur mal in den USA nach.

Diesem Buch wünscht man aus ganzem Herzen eine hohe Verbreitung. Als Geschenkbuch eignen sich die Friedensmacher hervorragend - nicht nur, weil es ein schön ausgestattetes Hardcover mit eindrucksvollen Bildern und Texten ist, sondern weil es ganz praktisch zeigt, wie Frieden funktionieren kann. Eigentlich ein Grundwissen, das für die Welt und das Zusammenleben aller Menschen wichtiger ist als einwandfrei beherrschte historische Fakten, lateinische Vokabeln oder Integralrechnung. Gleichzeitig unterstützt man mit dem Kauf eine gute Sache: Alle Tantiemen dieses Buches fließen in die Friedensprojekte des kolumbianischen Paters Giovani Presiga.

Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.

Petra Gerster / Michael Gleich:

Die Friedensmacher,

Carl Hanser Verlag, München / Wien 2005,

248 Seiten, 24.90 Euro,

ISBN 3-446-40312-4
www.hanser.de

www.peacecounts.org

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