Wer in einem anderen Land Geschäfte machen will, der sollte sich tunlichst vorher informieren, wie dort der Hase läuft. Wiegt man sich in Sicherheit, weil man das entsprechende Land zu kennen meint - beispielsweise die USA -, steht man am Ende oft völlig verständnislos vor dem Flop seines Auslandsengagements. So musste eine Firma von hervorragenden wäscheschonenden und energiesparenden deutschen Waschmaschinen feststellen, dass ihr deutlich überlegenes Produkt in Amerika keineswegs so begehrt war, wie erwartet, weil die Kunden ausschließlich die gewohnten primitiven Billigmodelle bevorzugten. Andere abschreckende Beispiele gibt es zuhauf.
Wichtig zu wissen ist beispielsweise, dass die Anti-Trust-Gesetze in den USA wesentlich strenger sind als in Deutschland - schon im Vorfeld einer Gründung kann man in diesem Bereich viel Ärger bekommen. Oder dass das Kundenverhalten durch die vielen verschiedenen Regionen und Mentalitäten sehr viel heterogener ist als in Deutschland. Oder dass man in seinem Vertriebskonzept unbedingt die riesigen Entfernungen innerhalb des Kontinents (ergo hohe Transportkosten) einplanen sollte.
Der Band Managerwissen kompakt: USA ist eine hervorragende Zusammenfassung dessen, was man als Geschäftsmann über das Business jenseits des großen Teichs wissen sollte - über Tücken der Visa-Erteilung, Finanzierung, Personalsuche, Firmengründung, der Rechtsvorschriften, des Networkings und der Bedeutung des Rechtsanwalts (Achtung, auch wenn man vor Gericht Erfolg hat, trägt der Gegner nicht die gesamten Kosten - jeder zahlt selbst!). Aber auch über Mentalität, Kultur und Arbeitswelt der USA erfährt man eine Menge Praxisorientiertes. Beispiel: Absolute Pünktlichkeit wird erwartet, direkte Kritik ist nicht üblich, Meetings nach deutschem Stil werden als befremdlich empfunden, weil es in Amerika ganz anders zugeht.
Für Arbeitgeber scheinen die USA erstmal ein Paradies zu sein: Feste Arbeitszeiten gibt es kaum, üblich sind nur zehn Tage Urlaub im Jahr, und wer jemanden feuern will, kann das schnell und unkompliziert tun. Andererseits verabschieden sich auch Mitarbeiter schnell und unkompliziert, wenn sie einen besseren Job in Sicht haben, die Bewerbungen sind mangels Foto, Geburtsdatum und anderer persönlicher Daten nicht gerade anschaulich, und wehe, man hat der Kollegin mal ein Kompliment über ihr neues Kleid gemacht - dann steht einem unter Umständen eine fette Klage wegen sexual harassment ins Haus.

Spannend ist auch der Band Managerwissen kompakt: Russland. Schon der Gedanke, sich in diesem Land geschäftlich zu engagieren, jagt manchen, die zu viel von der Russen-Mafia gehört haben, einen Schauder über den Rücken. Andererseits wächst die Wirtschaft der Russischen Föderation kräftig, allein 2004 um 7,1 Prozent, das Land ist inzwischen voll in die Weltwirtschaft integriert und die Zahlungsmoral russischer Unternehmen hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Auch das mit der Kriminalität ist, so die Autoren, längst nicht mehr so schlimm. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, ob hier nicht ein interessanter Markt liegt. Rechtssicherheit findet man hier zwar nicht - aber im Boomland China ebenso wenig. Geschmiert wird hüben wie drüben gleichermaßen, in beiden Ländern blühen Bürokratie und Korruption.
In gewohnt kompetenter Art liefert auch dieser Band aktuelle Infos und praxisnahe Hinweise, um das interkulturelle Verständnis zu erhöhen und die Frage zu beantworten: "Wie funktioniert Business in Russland?" Auch die beträchtlichen Risiken dieser Geschäfte verschweigen die Autoren nicht - schon Informationen über Russland zu beschaffen ist schwer, und sie veralten schnell. Ein schwerwiegendes Hindernis ist, dass das russische Bankensystem schwach und instabil ist. Auch der Schutz von Patenten und Marken ist (ebenso wie in China) noch problematisch.
Besonders gut sind in diesem Band die vielen Fallbeispiele in Kästen, die zum Beispiel den Markteinstieg von IKEA und den Real-Märkten in Russland schildern und dem Leser ein Gefühl dafür vermitteln, was Business dort bedeutet. Besonders beim Import von Waren nach Russland ist vieles zu beachten, vielfach sind Lizenzen nötig. Bei Geschäften im Land sollte man sich unbedingt ein russisches Unternehmen oder eine spezialisierte Unternehmensberatung an Bord holen. Ein guter Tipp der Autoren: "Wer Moskau kennt, kennt nicht Russland." Moskau ist mittlerweile stark entwickelt und wird immer teurer, andere Regionen haben noch deutlich mehr Potenzial.
Um Reibungspunkte durch unterschiedliche Arbeitsstile und Einstellungen zu vermeiden, hat der Band viele Tipps parat. Zeit ist in Russland ein dehnbarer Begriff, es wird Geduld erwartet. Selbst kommen die Russen zwar selten pünktlich, aber von ausländischen Geschäftspartnern wird Pünktlichkeit erwartet. Ein Geschenk wird immer mitgebracht, ein Gegengeschenk wird erwartet. Humor gehört zum normalen Geschäftsgebaren, und wenn es mal nicht so lustig zugegangen ist, bleibt dem Investor immerhin noch der Trost, dass die Kündigungsfrist üblicherweise nur zwei Wochen beträgt.

Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.

Gabriele Schlegel / Volker Schlegel:
Pocket Power - Managerwissen kompakt: USA,
Carl Hanser Verlag, München / Wien 2005,
120 Seiten, 9.90 Euro,
ISBN 3-446-40224-1

Elvira Valiullina / Radik Valiullin:
Pocket Power - Managerwissen kompakt: Russland,
Carl Hanser Verlag, München / Wien 2005,
120 Seiten, 9.90 Euro,
ISBN 3-446-40226-8
www.hanser.de

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