Keine Spur von plüschiger Heimeligkeit.
Einen solchen Richtungswechsel im
Denken muss auch vollziehen, wer bei einem Club zuerst an
ehrwürdige Räumlichkeiten mit dunkler Holzvertäfelung, Plüsch und
tiefen Ledersesseln denkt. Der Kölner Business-Club in dem
Rotonda genannten Rundbau entspricht ganz und gar nicht diesem
Klischee, das sich vor allem aus der in England verbreiteten
Clubkultur speist. Die Welt in Köln sieht anders aus:
Besprechungsräume mit funktionaler Einrichtung und moderner Kunst
an den Wänden, ein Foyer, das mit wechselnden Ausstellungen
zeitgenössischer Fotografen wie eine Galerie anmutet, und ein
Lokal, das mit seinem dunklen Eichendielenboden und den modernen
Stühlen an den weiß gedeckten Tischen für die Kölner Möbelmesse
entworfen worden sein könnte. Alles verbreitet eine betont
moderne Ausstrahlung. Keine Spur von plüschiger Heimeligkeit.
Gediegen, edel sind die Begriffe, die zu dem Interieur des
Clubs passen, der vor sechs Jahren am 1. Oktober 1999 eröffnet
worden ist. Mittlerweile zählt die Einrichtung nahezu 1.000
Mitglieder und hat sich zu einem beliebten Treffpunkt von
Unternehmern, Managern und Freiberuflern aus unterschiedlichen
Wirtschaftsbereichen entwickelt. Sie ist zu einer festen und
anerkannten Institution im Kölner Wirtschaftsleben geworden.
Zweifellos hat der Club eine Erfolgsstory geschrieben, und
das ist schon bemerkenswert in einem Land, das nicht eben als
Heimstatt gediegener Clubkultur gelten kann. Wirtschaftsclubs
haben eine lange Geschichte. Anders als in England und in den USA
gibt es in Deutschland aber keine Clubtradition. Rund 90
Business-Clubs gibt es allein in London, rund 150 sollen es in
New York sein. In Deutschland hingegen sind es kaum mehr als eine
Hand voll. Der Industrie-Club in Düsseldorf, der Verein Berliner
Kaufleute und Industrieller, der Hamburger Übersee-Club und der
Club zu Bremen zählen zu den ältesten und renommiertesten
Wirtschaftsclubs hierzulande.
Seit jedoch Networking en vogue ist, erfreuen sich
Business-Clubs in Manager- und Unternehmerkreisen zunehmender
Beliebtheit. Clubs sind in Mode gekommen. Das zeigen einige
Neugründungen in den vergangenen Jahren. So entstanden in Berlin
mit dem Capital Club und dem China Club gleich zwei exklusive
Etablissements, Düsseldorf erhielt mit dem Wirtschaftsclub
ebenfalls eine zweite derartige Einrichtung. Doch der Rotonda
Business-Club in Köln ist Trendsetter in der aufkeimenden
bundesdeutschen Clubkultur.
Business-Treff statt Kindertagesstätte.
Nur zehn Minuten sind es vom Kölner
Hauptbahnhof bis zum Barbarossaplatz, an dem das kreisrunde
Bürohaus liegt, für das der Architekt Till Sattler im Jahr 2000
den Kölner Architekturpreis erhalten hat. 4.000 Quadratmeter
Nutzfläche umfasst das sechsgeschossige Gebäude, das auf einem
dreieckigen Grundstück liegt. Das gesamte Untergeschoss nimmt der
Business-Club ein, hinzu kommt ein Gastgarten im spitzen Winkel
des Grundstücksdreiecks, in dem Teakholzmöbel unter Platanen und
Bambusstauden stehen.
Eigentlich sollten hier einmal Kinder spielen; so sahen es
jedenfalls die ursprünglichen Planungen für das Gebäude vor. Eine
Kindertagesstätte sollte nach dem Wunsch der Stadt hier entstehen
- vielleicht keine schlechte Idee in einem Land, in dem der
Spagat zwischen Job und Privatem die Geburtenraten drückt. Sie
scheiterte indessen an den Mietkosten - und für die Investoren
stellte sich die Frage, was mit dem leerstehenden Objekt
geschehen sollte. Die Idee eines Clubs entsprang den Bedürfnissen
der Unternehmen, die sich in den oberen Geschossen niedergelassen
hatten, allesamt Dienstleister mit hohem Besprechungsbedarf:
Rechts- und Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Immobilien- und
Versicherungsmakler, eine Planungs- und Verwaltungsgesellschaft
für Kliniken, ein Ingenieurbüro.
"Wir wollten an unserem neuen Standort einen besonderen
Treffpunkt für geschäftliche und private Anlässe schaffen",
erinnert sich der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Herbert
Zimmer, der die Idee zu einem Business-Club aus den USA
mitgebracht hat. Weil eine solche Tradition in Deutschland
fehlte, bemühten sich die Initiatoren um eine der hiesigen
Mentalität entsprechende Adaption. Zu dem Gründerkreis zählte
auch Roland Agne, dessen Immobilienfirma das Bürohaus gebaut hat.
"Unser Konzept war ein ganz moderner Club mit einer sehr guten
Ausstattung und einer erstklassigen Gastronomie", erinnert er
sich. "Eine Millionenstadt wie Köln muss einen solchen Club
vertragen", waren sich die beteiligten Unternehmer sicher und
warben bei ihren Geschäftspartnern für das Projekt. Am 1. Oktober
1999 wurde der Club als eingetragener Verein gegründet. Ein Jahr
später stieß Andreas Grosz, Strategie- und Kommunikationsberater
zu dem Initiatorenkreis um Agne, Zimmer und den Rechtsanwalt Olaf
Junge. Seither ist er als Programmmacher und Clubmanager die
treibende Kraft im Vereinsvorstand.
Für Grosz ist der Club ein "Macherclub": "Es ist ein Ort
für Unternehmer aus unterschiedlichen Lebens- und
Wirtschaftsbereichen, ein Raum für Menschen, die etwas bewegen
wollen", sagt Grosz, der selbst unternehmerisch tätig ist. Er
führt seit Jahren ein Büro für Unternehmenskommunikation,
engagiert sich für Architektur und Städtebau, Kunst und Kultur.
Grosz ist ein ausgesprochener Netzwerker, den, wie er selber
sagt, alles interessiert, was sich bewegt. Für ihn soll der Club
"Impulsgeber für neue Ideen" sein und "Kreativität und
Pioniergeist in Wirtschaft und Gesellschaft" fördern.
Mit einem ausgefeilten Veranstaltungsprogramm zu aktuellen
Themen aus Wirtschaft, Politik und Kultur hat Grosz dem Club ein
eigenes Profil als Ort gesellschaftlicher Debatten gegeben. "Wir
wollen unsere Zukunft aktiv diskutieren und mitgestalten", betont
der Clubmanager. Auf dem Programm stehen Vorträge, Diskussionen
und Exkursionen zu einem breit gefächerten Themenspektrum. So
referiert zum Beispiel Kemal Sahin, der Präsident der
Türkisch-Deutschen Handelskammer, über die Zukunft der
Beziehungen zwischen beiden Ländern, ein Zukunftsforum
beschäftigt sich mit den notwendigen politischen und ökonomischen
Weichenstellungen für das Land, eine VIP-Führung gewährt einen
Blick hinter die Kulissen der Kunstmesse art Cologne, um nur drei
Programmpunkte aus dem zweiten Halbjahr 2005 zu erwähnen.
Durchweg gut besucht seien die Veranstaltungen, berichtet Grosz,
der gerade den Mix aus ökonomischen, kulturellen und politischen
Themen als einen Erfolgsfaktor wertet. "Gerade Ausflüge aus den
ökonomischen Zusammenhängen heraus in andere Felder werden gerne
angenommen", resümiert er. Zu diesen Ausflügen gehören auch die
wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Photographie, die
Grosz in Zusammenarbeit mit der Kölner Galerie Thomas Zander
organisiert.
Der Mix macht's.
Eine ausgewogene Kombination von
Angeboten an die Mitglieder des Clubs macht dessen Erfolgsrezept
aus. Das Programm ist dabei nur ein Baustein. Eine sehr gute
Gastronomie, ein betont zuvorkommender Service und die
Möglichkeit zur Nutzung von Räumlichkeiten für Tagungen und
Besprechungen bilden die Basis im Serviceangebot des
Business-Clubs. Von Montag bis Freitag steht der Club seinen
Mitgliedern offen, geöffnet ist von neun Uhr morgens bis gegen
Mitternacht, an Veranstaltungsabenden auch länger. 750 Euro
beträgt der Mitgliedsbeitrag derzeit. Dafür kann jedes Mitglied
Tagungs- und Konferenzräume für vier bis 100 Personen
einschließlich der Ausstattung an Konferenz- und Medientechnik
nutzen.
"Ziel ist es, Nutzwerte für unsere Clubmitglieder zu
schaffen - ihre Interessen und Bedürfnisse stehen im
Mittelpunkt", betont Andreas Grosz. "Es ist ihr Club", sagt er.
Für ihn sind es auch Kleinigkeiten, die zählen. So sind im
Mitgliedsbeitrag 20 Stunden Parken in der hauseigenen Tiefgarage
inbegriffen. Und wer möchte, kann sich im hauseigenen Humidor
gleich neben dem Restaurant ein persönliches Zigarrenfach
anmieten, um dort seine Zigarren in einem kontrollierten
Mikroklima zu lagern. Nicht zuletzt kann man getrost seinen
Geldbeutel zu Hause lassen, wenn man in den Club geht, denn
bezahlt wird per Mitgliedskarte und Bankabbuchung. In der Summe
ein nicht zu unterschätzender Komfort. "Man kommt bei Regen im
Anzug ohne Geld", bringt Grosz die Vorteile der
Clubmitgliedschaft auf den Punkt.
Der Arbeitscharakter steht im Vordergrund.
Solche Serviceangebote bilden
gewissermaßen die i-Tüpfelchen des Clubkonzepts. Das trifft ganz
offenbar die Interessen und Bedürfnisse der Mitglieder.
Entscheidend für den Erfolg des Business-Clubs ist ein
ausgewogenes Verhältnis von Offenheit und Exklusivität: Offenheit
für Ideen und für Menschen, die sich aber doch durch
gleichgerichtete Interessen auszeichnen. Unterhält man sich mit
Clubmitgliedern, so sind es immer zwei Themen, die besonders
hervorgehoben werden: erstens die Möglichkeit, Besprechungen und
Geschäftsessen in einer gleichermaßen gepflegten wie diskreten
Umgebung abhalten zu können. "Hier stimmt das Ambiente in jeder
Hinsicht. Der Service um das Team von Küchenchef Michael
Strassfeld und Restaurantleiter Andreas Jakobi ist exzellent und
das Essen hervorragend", schwärmt zum Beispiel Clubmitglied Franz
ten Eikelder, der sich mit seinem Geschäft auf Qualitätsteppiche
spezialisiert hat.
Hier im Club ist die Grenze zwischen Geschäft und Essen
fließend. Nur wenige Schritte sind es vom Besprechungsraum zum
Restaurant; dort stört es auch nicht, wenn mal ein Notizblock auf
dem Mittagstisch liegt; umgekehrt bietet das Gastronomieteam
seinen Service auch in den Besprechungsräumen an. "Hier kann man
sich in einem angenehmen Umfeld und gut betreut treffen und sich
besprechen", sagt auch Wolfgang Bornheim, Partner einer auf
internationales Steuerrecht spezialisierten Rechtsanwalts- und
Steuerberaterkanzlei. Er nutzt den Club bevorzugt, wenn Termine
über Mittag gehen. Es sind die feinen Unterschiede, die den Club
von einem Hotel oder einem Restaurant abheben. "Hier steht der
Arbeitscharakter im Vordergrund", sagt Bornheim. Und die
Mitglieder sind unter sich. Man kennt sich. Man weiß, wer da
sitzt.
Der zweite Punkt, auf den Mitglieder zu sprechen kommen,
sind die Veranstaltungen, die nicht nur interessante Themen
bieten, sondern vor allem auch die Möglichkeit, zwanglos
miteinander ins Gespräch zu kommen. Das soll auch das
Servicekonzept unterstützen. Getränke und Häppchen sind im
Eintrittspreis inbegriffen; beides wird serviert. Man muss seine
Unterhaltung nicht unterbrechen, um sich an Bar oder Büfett
anzustellen. Ganz klar: Kommunikation geht vor.
"Man kommt recht zwanglos mit Leuten ins Gespräch", erzählt
Tasso Enzweiler, Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft, der an dem Club das Veranstaltungsangebot ebenso
schätzt wie die Möglichkeit, sich zu Geschäftsessen zu
verabreden. Mit dem Club verbindet ihn zudem die Erinnerung an
sein MBA-Studium, das er parallel zu seinem Job absolvierte.
Abseits von Büro und Familie boten ihm die Clubräume eine
"Zufluchtsstätte", wo es sich ungestört lernen ließ. Heute
schätzt er vor allem die offene Kultur, die es ermögliche,
ungezwungen und unkompliziert miteinander in Kontakt zu kommen.
Das sei das Entscheidende, sagt er. "Allmählich entsteht ein
Kommunikationsnetzwerk, aber relativ locker und spielerisch,
nicht so verkrampft." Es ist die Balance zwischen Verschiedenheit
und Homogenität der Mitgliedschaft, die dies möglich macht.
Für Andreas Grosz ist mit der Marke von 1.000 Mitgliedern,
die bald erreicht sein dürfte, die Aufbauphase abgeschlossen.
Danach gelte es, den Spannungsbogen und das Niveau zu halten,
betont er. Auf dem Programm steht ferner eine stärkere
überregionale Vernetzung. Erste Schritte dorthin sind die
Kooperation mit dem Wirtschaftsclub in Düsseldorf und der
Beitritt zum Netzwerk der International Associate Clubs, ein
Schritt, der den Rotonda-Mitgliedern nun auch die angeschlossenen
Clubs des Netzwerks öffnet. Zehn sind es mittlerweile in
Deutschland.
Sein Leben in die Hand nehmen.
Clubs waren in ihrem Ursprung Keimzellen der Emanzipation des Bürgertums. In ihnen entwickelte und formierte sich bürgerliches Selbstverständnis in der mehrdimensionalen Rolle des Staats- und Wirtschaftsbürgers, der zugleich Träger eines kulturellen Selbstverständnisses ist. An diese Wurzeln knüpft Andreas Grosz an, wenn er die Kernaufgabe, die Mission des Clubs so definiert: "Der rote Faden ist, unternehmerischem Denken und Handeln Vorschub zu leisten. Und das ist auch mein persönliches Credo: Sein Leben in die Hand nehmen und weitestgehend die Dinge mit organisieren." Es ist kein Zufall, dass dieses Selbstverständnis und der Wunsch, es gemeinsam zu leben, in Zeiten stürmischen Wandels eine Renaissance erfährt.
Winfried Kretschmer, Journalist und Autor, arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.
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Winfried KretschmerWinfried Kretschmer ist Autor, Redakteur & Macher bei changeX.