Obwohl er ganz bewusst keine traditionellen How-to-Anleitungen bieten will, findet sich in seinem Buch eine Fülle von praktischen Hinweisen, wie man wichtige Meta-Kompetenzen in Kommunikation und Konfliktlösung bei sich selbst und im Unternehmen fördern kann. "Man könnte sagen, dass dieses Buch ein Spiegel des gesunden Menschenverstands ist", schreibt Kofman. Nur, dass sich gesunder Menschenverstand leider selten in gesundem Handeln äußert. Nur Know-how und Wissen helfen nicht weiter. Kofman will seinen Lesern helfen, damit diese Verbindung wieder klappt, dass sie es schaffen, diese Lücke zu schließen.
Protagonist des eigenen Lebens.
Kofman setzt beim Einzelnen an. Er
muss sich weiterentwickeln, so dass sich die Organisation als
Organismus ebenfalls weiterentwickeln kann. Mit am wichtigsten
ist dabei eine Portion Demut und Offenheit: "Die arrogante
Anmaßung, sich für den Herren der Wahrheit zu halten, ist
keineswegs ein philosophisches Problem, sondern das größte
Hindernis bei respektvoller Kommunikation und effektiver
Interaktion." Der Schlüssel zu herausragenden Leistungen ist für
ihn, einseitige Kontrollpraktiken in Kulturen gegenseitigen
Lernens zu transformieren. Der Weg des Lernens ist schon zu
Anfang ausführlich Thema seines Buches.
Wer sich auf das Sein konzentriert und an sich arbeitet,
der wird auch fähig, seine Strategien und Ergebnisse zu
verändern. Ein Schlüssel dabei ist, Protagonist seines eigenen
Lebens zu werden, statt Opfer zu sein. Verantwortung zu
übernehmen. Denn noch herrschen in vielen Organisationen, wie
Kofman feststellt, die Sprache der Unverantwortlichkeit und die
Opferphilosophie vor.
Wobei er nicht leugnet, dass es in Unternehmen durchaus
echte Opfer gibt. "Der Mensch muss der Reiter sein und die
Organisation das Pferd", mahnt er. "Gefährlich wird es, wenn die
Rollen vertauscht werden und die grundlegenden Prinzipien der
Menschenwürde vor operationalen Notwendigkeiten in den
Hintergrund treten." Dabei ist Kofman keineswegs jemand, der
Marktwirtschaft, Wettbewerb oder Gewinnstreben ablehnt, wie er im
(etwas idealistisch geratenen) Kapitel "Rückkehr zum Markt"
deutlich macht. Für ihn sind es Einzelne, die die Schuld tragen,
nicht das System an sich.
Ehrlichkeit und Offenheit.
Kritisch nimmt Kofman die
bisherigen Denkmuster und Verhaltensweisen in Unternehmen unter
die Lupe. Zum Beispiel die allgegenwärtige Schizophrenie in
Organisationen. Gesagt wird: "Veränderungsanregungen sind
willkommen" - in der Praxis sieht das aber ganz anders aus, wie
Neulinge schnell merken, wenn sie tatsächlich Vorschläge
einreichen. Andere gängige Botschaften sind: "Gehen Sie Risiken
ein, aber machen Sie keine Fehler", "Sagen Sie die Wahrheit, aber
warten Sie niemals mit schlechten Neuigkeiten auf" und "Seien Sie
kreativ, aber ändern Sie nichts an traditionellen
Vorgehensweisen."
In vielen Organisationen wird so getan, als gäbe es diese
Widersprüche nicht. Versucht ein Mitarbeiter erfolglos, sich in
der paradoxen Situation zu orientieren, dann hebt das seinen
Stresspegel, seinen Krankenstand - oder seinen Zynismus. Eine
gefährliche Situation, so Kofman. Werden die Beziehungen zwischen
den Angehörigen einer Organisation schizophren, dann kommt es
häufig zu schwerwiegenden Fehlern. Die wiederum mit aller Energie
verheimlicht werden. Im Extremfall fällt die Organisation in den
Abgrund.
Doch Kofman lässt den Leser mit dieser Diagnose nicht
allein. Er setzt sie in praktische Anleitungen um - zum Beispiel,
wie man verantwortungsvolle Meta-Gespräche über Abwehrroutinen
führt. Ob man es nun als Führungskraft mit einem schwierigen
Mitarbeiter zu tun hat oder als Mitarbeiter mit einer
Führungskraft, die diese Schizophrenie unterstützt.
Spirituell und praktisch.
Führen hat mit Menschen zu tun, und
Menschen werden von Gefühlen stark beeinflusst. Im Gegensatz zu
vielen anderen Management-Autoren hat Kofman keine Scheu, auf das
Thema Emotionen einzugehen. Der renommierte Autor Peter Senge
nennt ihn einen "Fachmann der Seele", der integrierende
Spiritualität mit knallhartem Business in Verbindung bringt und
verschmilzt. Diese Kombination klingt nur auf den ersten Blick
nach einem unmöglichen Spagat. Wenn man auf eine neue Art
miteinander umgehen will, dann muss man das bewusst tun, mit
einem klaren Blick auf das Selbst und offen gegenüber anderen.
Ein ganzes Kapitel widmet Kofman dem Thema Verzeihen.
Groll, so Kofman, ist eine Droge, die süchtig macht. Doch ihr
nachzugeben ist fatal. "Die Kälte des Grolls verschwindet nicht
mit dem Racheakt, sondern ergreift uns selbst in Form von Scham
und Angst vor künftigen Racheakten." Verzeihen öffnet Geist und
Herz, fördert Effektivität, Energie und Wachstum.
Aber was ist Verzeihen eigentlich? Geduldig erklärt Kofman
erst einmal, was Verzeihen nicht heißt - zum Beispiel negatives
Verhalten gutheißen, so tun, als sei alles in Ordnung, es heißt
nicht Vergessen und auch nicht, dass der Betreffende sein
Verhalten ändern muss. Echtes Verzeihen basiert auf Mitgefühl und
Verständnis.
Lernen aus kleinen Szenen.
Angenehm anschaulich liest sich das Buch auch, weil Kofman immer wieder kleine Szenen eingebaut hat, erzählte Beispiele, die er anschließend analysiert. Zum Thema "Verpflichtungen und Neuverpflichtungen, Bitten und Versprechen" präsentiert er den Fall einer Granitplatten-Bestellung, die völlig aus dem Ruder läuft, weil der verantwortliche Manager nicht richtig bei seinen Mitarbeitern und Partnern nachgefragt hat und sich auf Zusagen einlässt, die er nicht halten kann. Wie sich die Situation elegant und korrekt hätte lösen lassen, beschreibt Kofman in einer zweiten Fassung der Szene. Ein Fall, den man nicht so schnell vergisst. Auch sich selbst spart Kofman nicht aus dem Buch aus, er erzählt offen von seinen eigenen Erfahrungen und dem, was er zunächst selbst falsch gemacht hat. Damit lebt er vor, was er lehrt - und diese Ehrlichkeit spürt man in seinem Buch deutlich.
Tipp:
Fred Kofman kommt demnächst nach Deutschland. Er hält in
Frankfurt am Main beim Personal-Symposium (5./6. September) zwei
Vorträge, diskutiert mit, steht für Gespräche bereit ... und
daran anschließend findet in Königstein/Taunus am 7./8. September
ein Seminar mit ihm statt.
Inhaltliche und organisatorische Infos zum Symposium finden Sie unter www.authentisch-fuehren.de. Näheres zum Seminar ist unter dem Menüpunkt: "Kofman-Seminar" beschrieben.
Fred Kofman:
MetaManagement.
Der neue Weg zu einer effektiven Führung,
J. Kamphausen Verlag, Bielefeld 2005,
400 Seiten, 29.50 Euro,
ISBN 3-89901-056-6
www.axialent.com
www.authentisch-fuehren.de
www.j-kamphausen.de
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
© changeX Partnerforum [09.08.2005] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Das Symposium "Authentische und Integrale Führung" am 5. und 6. September in Frankfurt vermittelt und diskutiert wichtige Denkanstöße sowie neue und weitreichende Perspektiven. zum Report
Zum Buch
Fred Kofman: MetaManagement. . Der neue Weg zu einer effektiven Führung. . J. Kamphausen Verlag, Bielefeld 1900, 400 Seiten, ISBN 3-89901-056-6
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