Alles in allem heißt das: Kundenbeziehungen werden in Zukunft viel direkter gemanagt. Im Dialog. Per Mail. "Direktmarketing ist der Schlüssel für die erfolgreiche Umsetzung, weil sich nur durch eine kontinuierliche Kommunikation die Kundenbeziehung steuern lässt", ist Martin Aschoff überzeugt.
Bloß nicht nerven.
Doch auf diesem Weg lauern
zahlreiche Fallstricke. Eine kleine Geschichtsstunde im
Zeitraffer: In den Jahren 2000/2001 stießen Mail-Kampagnen noch
auf Grenzen, weil viele Kunden noch keine eigene Adresse hatten.
Das änderte sich in den nächsten zwei Jahren, das Internet setzte
sich auf breiter Front durch - aber viele Programme konnten noch
keine HTML-Mails anzeigen, oft kam das sorgfältig erstellte bunte
Layout nur völlig verhackstückt an. Im Jahr 2003 dann konnten die
meisten Browser endlich etwas mit der Web-Programmiersprache
anfangen, man konnte hübsche Gesamtkunstwerke verschicken und
konzentrierte sich auf immer ausgefeiltere Inhalte. Doch seit
2004 haben die Marketingspezialisten neue Probleme: Die Quote der
Mails, die sich nicht zustellen lassen, wächst rapide. Im Kampf
gegen die Spam-Flut schotten sich die Kunden ab und blocken dabei
oft eigentlich erwünschte Nachrichten ab. Zum Beispiel
Newsletter, die sie explizit bestellt haben. Oft beträgt der
Anteil der "False Positives" - der unverschuldet unter
Spam-Verdacht geratenen Nachrichten - bis zu 20 Prozent.
Dass die Kunden "dichtmachen", hat natürlich einen guten
Grund: Wer einen Mail-Account hat, der weiß, wie ärgerlich die
Nachrichtenflut sein kann. Hat man zu viele Newsletter abonniert
oder besitzen zu viele Unternehmen die Adresse, dann hat man auch
ohne die anscheinend unvermeidlichen Angebote zur
Penisverlängerung oder zu heißem Cyber-Sex sehr schnell die
Grenze erreicht, an dem die ständigen Botschaften einem auf den
Wecker fallen. Deswegen sollte man Aschoffs Empfehlung, sich dem
Kunden ständig wieder ins Gedächtnis zu bringen und möglichst
einen wöchentlichen Newsletter zu schicken, damit der Anbieter
beim Leser nie in Vergessenheit gerät, nur unter größter Vorsicht
befolgen. Und möglichst nur dann, wenn man auch jede Woche etwas
Interessantes zu sagen hat. Denn Kunden, die sich genervt fühlen,
werden sicher wenig Lust haben, Geld auszugeben. Ist die Kampagne
zudem noch voll automatisiert, stellt sich womöglich das Gefühl
ein, auch vollautomatisch abgefertigt zu werden. Von Mensch zu
Mensch ist nix.
Wenn die Blacklist droht.
Doch wer alles richtig macht beim
E-Mail-Marketing - und alle wichtigen Tipps hat Aschoff en détail
parat -, der vermeidet eine verärgerte Kundschaft und nutzt das
Potenzial der Mail voll aus. Der Autor berät kompetent und
praxisorientiert, wie man die Mail im Marketing-Mix einsetzt,
Ziele und Zielgruppen definiert, einen Mailverteiler aufbaut,
Inhalte, Design und Layout entwickelt, die Technik in den Griff
bekommt, so dass Zustellung und Rücklauf optimal automatisiert
sind, und wie man die Kosten refinanziert, zum Beispiel durch
Kooperationen.
Auch ein eigenes Kapitel zum Thema Recht gibt es, und
rechtliche Hinweise und Ratschläge ziehen sich durch das gesamte
Buch. Denn in Deutschland ist das Einverständnis des Empfängers
rechtliche Voraussetzung dafür, ihm eine Mail schicken zu dürfen.
Das heißt, wer Marketing per Mail betreiben will, muss erst
einmal E-Mail-Adressen von Interessenten besitzen plus die
Erlaubnis, denjenigen anzuschreiben. Aschoff warnt davor, einfach
einen Verteiler einzukaufen - denn selbst wenn der Verkäufer die
Erlaubnis hatte, die Kunden anzumailen, ist diese Erlaubnis nicht
ohne weiteres auf andere übertragbar. Kauft man Adressen aus
Quellen, deren Seriosität nicht absolut verbürgt ist, kann man
unangenehme und teure Überraschungen erleben.
Erkundigen Sie sich also genau, wie und wofür die Kunden
ihr Einverständnis erteilt haben - oder gewinnen Sie Adressen von
Interessenten am besten selbst, über Ihre eigene Homepage und
eigene Aktionen. Nach Lektüre von Aschoffs Buch kennt man die
Unterschiede zwischen Single-, Confirmed- und Double-Opt-in
jedenfalls genau. "Anbieter müssen dafür sorgen, dass ihre
E-Mail-Verteiler absolut sauber sind", warnt der Autor. "In
Blacklists aufgenommen zu werden geht sehr schnell, aus den
Listen wieder herauszukommen kann dagegen sehr zeit- und
arbeitsaufwändig sein." Für alle Fälle gibt's in seinem Buch
ausführliche Infos über Spam-Filter, Blacklists, Whitelists, Tar
Pits und wie man möglichst souverän an all diesen Maßnahmen
vorbeimanövriert.
Tipps aus der Praxis.
Man merkt, dass Aschoff solide Erfahrungen aus der Praxis mitbringt, er hat viele gute Tipps, Tricks und Erfahrungswerte parat. Daneben gibt es natürlich viele Fallbeispiele, Erklärungen und Checklisten. Zum Beispiel dafür, wie man ein gutes Anmeldeformular entwirft, wie man seinen Newsletter personalisieren und individualisieren kann, wie man HTML und Flash richtig einsetzt, wie man den Versand technisch abwickelt, Datenbänke integriert, mit "Bounces" umgeht und die Resultate per Data Mining analysiert. Es ist sicher kein Zufall, dass Aschoffs Werk inzwischen in der zweiten Auflage vorliegt - es ist sowohl solide als auch umfassend (und in der neuen Auflage natürlich komplett aktualisiert). Nach der Lektüre bleibt keine Frage mehr offen. Der Leser fühlt sich rundum versorgt - und bereit, seine Botschaften kühn in die unendlichen Weiten der Netze zu entsenden.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Martin Aschoff:
Professionelles Direkt- und Dialogmarketing per E-Mail,
2. Auflage, Carl Hanser Verlag, München 2005,
273 Seiten, 34.90 Euro,
ISBN 3-446-40038-9
www.hanser.de
© changeX Partnerforum [16.06.2005] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Martin Aschoff: Professionelles Direkt- und Dialogmarketing per E-Mail. . Carl Hanser Verlag, München 1900, 273 Seiten, ISBN 3-446-40038-9
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