"Nicht die meisten. Die besten."
Die manager-lounge ist das erste Online-Karriere-Netzwerk für Führungskräfte in Deutschland.
Die Münchner manager-lounge AG widmet sich der Vermittlung von Führungskräften via Internet.
Die Gäste der Eröffnungsparty der
Münchner manager-lounge AG durften im positiven Sinne richtig
aufeinander losgehen. Blöd rumstehen galt an diesem Abend als
verpönt, "netzwerkt miteinander" hieß es im Bubble, der Münchner
Party-Location an der Alten Messe. Jeder Gast erhielt hierfür 20
Karten, auf denen jeweils hübsche Symbole gedruckt waren: Eine
Krone stand für Topmanager, ein Geldsack für Investor, ein Mikrofon
wies auf einen Pressevertreter hin, Aktenkoffer stand für Old und
ein Computersymbol für New Economy. Und los ging's! Ziel war es,
andere im freien Gespräch zu überzeugen, eine ihrer Karten
auszuhändigen. Doch nicht, wer die meisten Karten hortete, durfte
den Smart Cabrio als Hauptgewinn nach Hause fahren. "Die meisten
Besten" musste man aufspüren. Jedes Symbol wurde nämlich
unterschiedlich gewichtet - was die fleißigen Gäste aber vorher
nicht wussten. Am Schluss hatte eine Assistentin vom
Management-Lehrstuhl der Universität Konstanz die Nase vorne. "So
sammelt man Kontakte", kommentierten Gäste die gelungene Aktion.
Die Kunst des Networkings ist in der New Economy oft die
Eintrittskarte zu mehr Erfolg im Business. Helfen und geholfen
werden ist der Eckpfeiler dieser neuen Verbrüderungskultur. Kleine
und größere Communitys, in denen man sich gegenseitig unterstützt,
sprießen derzeit an allen Ecken und Enden hervor - allerdings mit
unterschiedlichen Konzepten. Networking hat sich Peter Bachsleitner
in München auf die Fahnen geschrieben. Seine Idee war es, eine
Community zum Zwecke der Jobvermittlung zu gründen. Er und seine
Mitstreiter begeben sich indes auf virtuelle Pfade. Seit Oktober
2000 ist manager-lounge.de online. Geworben wird mit der einfachen
Logik: "Wer drin ist, kann groß rauskommen." Fragt sich nur, wer
rein will. 50 Manager waren es am ersten Wochenende. Doch die Zahl
ist seither kräftig gestiegen. Mittlerweile haben sich über 2.300
angemeldet; ihr Durchschnittsalter liegt bei 36,5 Jahren. Es sind
nicht zuletzt so viele, weil auch zahlreiche Medien an der
Geschäftsidee ihren Gefallen fanden und ausführlich berichteten.
Zudem prangt das kleine Firmenlogo mittlerweile selbstbewusst auf
einigen Meist-Click-Seiten der .de-Republik, etwa bei Spiegel
online.
Eine Einschränkung gilt allerdings vorneweg: Das erste
Online-Karriere-Netzwerk für Führungskräfte in Deutschland kommt
nur für jene Jobnomaden in Frage, die ihre Karriere gezielt selbst
in die Hand nehmen wollen. Diese werden jedoch immer mehr. Das
Hamburger Marketing- und Medienforschungsinstitut IPSOS bestätigt,
dass bereits zwölf Prozent der Führungskräfte das Internet für
Karriereplanung und Stellensuche nutzen. Tendenz steigend!
Topmanager vertrauen also immer stärker der Selbstvermarktung. Ganz
nach dem Motto: "Jeder führt sich selbst." Platz nehmen kann man
neuerdings in den virtuellen Schaufenstern der manager-lounge AG.
Aber wie reinkommen?
Unteres Limit: 150.00 brutto im Jahr.
Das Prinzip ist ziemlich einfach,
die Hürde indes für manche zu hoch: Nur wer mehr als 150.000 Mark
brutto im Jahr verdient, kann sich registrieren lassen. Darüber
hinaus sollte der Kandidat auf eine bisher erfolgreiche
Berufskarriere zurückblicken können. In einem einstündigen
persönlichen Coachinggespräch, gleichzeitig Voraussetzung für die
Aufnahme und Service für die Mitglieder, werden Erfolge und Ziele
noch einmal analysiert und ein optimales Profil für die Datenbank
erarbeitet. Damit es sich für das neue Mitglied lohnt, öfter mal
in der Online-Community vorbeizuschauen, kann es dort exklusive
Beiträge lesen, in Themenforen netzwerken und Zusatzservices wie
die travel lounge nutzen. Rasch und einfach kann man darin seinen
Flug aus den aktuellen Angeboten von 500 Airlines weltweit
heraussuchen und gleich online buchen.
Schon 50 Unternehmen sind Mitglied bei manager-lounge
geworden, um diesen exklusiven Pool von interessanten
Führungskräften anzapfen zu können. In einer eigenen Nische der
Community, der "profi lounge", können die Human-Resources-Profis
der Unternehmen Suchprofile anlegen und Ergebnisse verwalten,
sich aber auch virtuell zum Gedankenaustausch zurückziehen und
über Neues in ihrem Fachgebiet informieren. Nur zu einem Drittel,
so erwarten es die beiden Vorstände, werden die
Mitgliedsunternehmen aus der New Economy stammen. Vielfalt und
Pluralismus bei Firmen und Kandidaten sollen das Netzwerk
auszeichnen. Fragt sich nur, ob die Aspiranten der Old Economy
hier mitziehen. Gerade erst haben Bertelsmann-Stiftung und
Medienakademie Köln in ihrer Studie Fit für die New Economy?
festgestellt, dass Deutschlands Führungskräfte das Internet
verschlafen.
"Nicht die meisten. Die besten."
"Nicht die meisten. Die besten" will man in die manager-lounge ziehen und setzt sich damit von anderen Stellenbörsen ab: Die exklusive Zielgruppe der lounge will nicht unbedingt mit einer Sekretärin im gleichen Pool angeboten werden. Dem Hauptkonkurrenten, sprich der Stellenanzeige in den großen Tages- und Wochenzeitungen, will man hingegen mit geringeren Kosten und höherer Informationstiefe Paroli bieten. "Wir bieten erfolgreiche Vermittlung zu einem Drittel der Kosten von Personalberatungen", behauptet Bachsleitner. Zum Vergleich: Je nach Anzahl der Mitarbeiter muss ein Mitgliedsunternehmen in der manager-lounge zwischen 6.000 und 12.000 Euro jährlich hinblättern, das Placement-Fee beträgt immerhin zusätzlich zehn Prozent der Gesamtbezüge des Managers. Vorteil 2: Der Streuverlust von Stellenanzeigen in den Printmedien ist deutlich höher als in der virtuellen Community, in der man letztlich ständig präsent(iert) ist.
60 Prozent aller Jobs hierzulande werden über Networking und Kontakte vermittelt.
Trotz Start-up-Optimismus will man auf dem Boden bleiben. "Nur wenn es uns gelingt, eine höhere Vermittlungsquote als die Konkurrenz sowie eine ausreichend hohe Anzahl von Mitgliedern zu erreichen", werden die Träume des Segment-Portals wahr. Ein solches Netzwerk, das ist dem Start-up klar, überlebt darüber hinaus aber nur als verlässliches Beziehungsgeflecht. Deswegen planen die Münchner Karriere-Netzwerker auch außerhalb der Online-Community eine Vielzahl von Aktivitäten: Ende April findet das erste Networking-Treffen statt, als Gelegenheit, sich persönlich kennen zu lernen und aus dem virtuellen Off zu treten. Dem gleichen Zweck dienen die ab Mitte Mai monatlich stattfindenden "Business Breakfasts", bei denen jeweils ein Thema im Mittelpunkt steht. Gesicht zeigen bleibt offenbar auch in Online-Karrieremärkten unverzichtbar.
Peter Felixberger ist Publizist und Geschäftsführer der changeX GmbH.
© changeX Partnerforum [26.04.2001] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Peter FelixbergerPeter Felixberger ist Publizist, Buchautor und Medienentwickler.