Doch wer sich in den schillerndsten Farben ausgemalt hat, was er mit seinem Kooperationspartner alles verwirklichen könnte, ist nach einer Weile oftmals enttäuscht. Selbst wenn die Unternehmen grundsätzlich zueinander passen, muss die Zusammenarbeit mit viel Fingerspitzengefühl gemanagt werden, damit sie die Erwartungen erfüllt. Und wer die Weichen nicht schon in einem frühen Stadium richtig stellt, der wartet vergeblich auf den Erfolg. Günther Schuh & Co. wollen ein Verständnis für die Komplexität von Kooperationen und die damit verbundenen Managementherausforderungen schaffen und liefern die Methoden und Hintergründe dafür. Ihr Buch ist aus einem Forschungsprojekt in der produzierenden Industrie hervorgegangen und keine leichte Lektüre, aber sehr aufschlussreich.
Zwei Kulturen prallen aufeinander.
Kooperationen müssen anders
gemanagt werden als Einzelunternehmen. Bei ihnen gibt es keinen
Chef, der Untergebenen etwas befehlen kann - die Partner sind auf
gleicher Augenhöhe und müssen ebenso höflich miteinander umgehen
wie mit Kunden. Wichtig zu wissen ist auch, dass die
Zusammenarbeit Prozesscharakter hat, sie entwickelt sich ständig
weiter. "Deshalb ist es verkehrt, am Anfang möglichst viel Zeit
auf die Vorbeugung möglicher Konflikte zu verwenden", ist der
Tipp der Autoren. Eine akribisch vorbereitete Kooperation kann
trotzdem den Sinkflug antreten, weil die zwei Verantwortlichen
nicht miteinander klarkommen oder eins der Unternehmen einseitig
taktiert. Macht- und Zielkonflikte sowie persönliche Querelen
sind häufige Gründe, weshalb eine Zusammenarbeit schief geht.
Deshalb, so die Autoren, sollten die für die Kooperation
verantwortlichen Manager möglichst früh gemeinsam Details
besprechen - zwar könnten diese Details genauso gut von einem
Mitarbeiter geklärt werden, aber das eigentlich Wichtige bei der
Sache ist, dass sich die Schlüsselpersonen kennen lernen und die
Denk- und Arbeitsweise des anderen erleben.
Die Autoren haben viele Beispiele realer Kooperationen
eingefügt. Viele sind Berichte von Fällen, in denen die
Zusammenarbeit nicht geklappt hat - das macht zwar nicht gerade
Mut, bereitet aber auf die Vielzahl von möglichen Problemen vor.
Ähnlich wie bei einer Fusion prallen auch bei einer Kooperation
zwei (oder noch mehr) Unternehmenskulturen aufeinander - die im
Extremfall kaum zu vereinbaren sind. Beispiel: Eine sehr
dynamische Firma, in der schnell entschieden und unbürokratisch
agiert wird, versucht, mit einem Unternehmen zusammenzuarbeiten,
dessen Strukturen behäbig und dessen Entscheidungswege lang sind.
Der Frust ist vorprogrammiert, und sehr wahrscheinlich wird die
dynamische Firma das Projekt irgendwann abbrechen. Deshalb der
Tipp der Autoren: "Bevor man mit einem potenziellen Partner in
Verhandlungen über den 'economic contract' einsteigt, sollte man
sich mit ihm intensiv über den 'social contract' ausgetauscht
haben." Als Vorbeugung gegen solche kulturellen Probleme sollten
die Kooperationsmanager systemische Begegnungsräume schaffen, um
den Partner kennen zu lernen und Vertrauen zu schaffen.
Was für Besonderheiten und Fallstricke es sonst noch gibt,
wird in einer Typologie der Kooperationen deutlich - sie zeigt,
dass unterschiedliche Kooperationen ganz unterschiedliche
Anforderungen an das jeweilige Management stellen.
Lassen Sie sich von den Resultaten überraschen ...
Weitere Erfolgsfaktoren im
Kooperationsmanagement sind laut Schuh & Co.: Kenntnis der
eigenen Stärken; ein professionelles Kooperationsmanagement und
fundierte Projektmanagementkenntnisse; eine intensive
Vorbereitung und das intensive Durchdenken der Zusammenarbeit,
damit Konfliktpotenziale deutlich werden, sowie ein stufenweiser
Eskalationsprozess bei Konflikten, damit sie nicht verschleppt
oder verheimlicht werden.
Etwas schockierend ist für Kontrollfreaks die Erkenntnis
der Autoren, dass die Resultate einer Zusammenarbeit kaum
vorausbestimmbar sind. Man sollte, so empfehlen sie, den Prozess
sich entwickeln lassen. In der Praxis zeige sich auch, ob die
Kooperation stabil ist oder sich wieder auflöst. Aber was ist mit
konkreten Zielen? Reicht es, einfach nur zu sagen: "Wollen wir
mal was zusammen machen?", und sich dann hineinzustürzen?
Natürlich nicht. Die Autoren erklären ausführlich, wie man die
Nutzenpotenziale einer Kooperation identifiziert und den
Kooperationsrahmen festlegt. Nur allzu genaue Planungen und
übertrieben hohe Erwartungen sind nicht gerade hilfreich - denn
es kommt sowieso immer anders, als man denkt. Wer das im
Hinterkopf behält, plant realistisch.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Günther Schuh / Thomas Friedli / Michael A. Kurr:
Kooperationsmanagement,
Carl Hanser Verlag, München 2005,
204 Seiten, 34.90 Euro,
ISBN 3-446-40036-2
www.hanser.de
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Günther Schuh / Thomas Friedli / Michael A. Kurr: Kooperationsmanagement. . Carl Hanser Verlag, München 1900, 204 Seiten, ISBN 3-446-40036-2
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