Sein Bericht beginnt noch vor der Gipfelkonferenz von Den Haag 1969, gibt einen Überblick über das Europäische Währungssystem von 1978/79, berichtet vom Endspurt zum Maastricht-Gipfel und dem monetären Beben von 1992 und führt bis zum Startbeschluss von Brüssel und den Weichenstellungen in der Europäischen Zentralbank. Die eigentliche Währungsumstellung 2002 schildert er nicht mehr; das haben andere zur Genüge getan. Bis dahin waren die richtungsweisenden Entscheidungen längst gefällt.
Der Euro bleibt eine Herausforderung.
Sein Buch ist vor allem ein
historisch-fachliches Werk, aber auch eine Warnung:
"Währungsunion und Euro sind und bleiben nämlich, wenn sie auch
künftig zur Wohlfahrt der Völker in Europa und zu ihrem
friedlichen Miteinander beitragen sollen, dauerhafte Aufgaben."
Seine Zwischenbilanz zum Euro ergibt ein gemischtes Bild. Zwar
kommt er zu dem Schluss, dass sich die Anstrengungen gelohnt
haben, der Euro für die beteiligten Länder neue Chancen eröffnet
habe. Aber er stellt auch fest, dass die Währungsunion entgegen
den Erwartungen vieler nicht zu einer Stärkung des
Wachstumstrends und zu neuer Dynamik geführt hat. Im Gegenteil.
Die schwächelnden großen Volkswirtschaften Deutschland,
Frankreich und Italien, die mit Strukturproblemen laborieren und
den Stabilitätspakt nicht einhalten können, machen ihm Sorgen.
Tietmeyer hat schon vor der Euro-Einführung davor gewarnt,
dass die neue Währung diese Probleme deutlicher an den Tag
bringen könnte. Inzwischen ist die Misere offenkundig.
"Angesichts der ohnehin bereits sehr hohen Verschuldung der
meisten Länder wäre eine weitere Erosion der Fiskaldisziplin
nicht ungefährlich ... sie könnte den Zusammenhalt der Länder in
der Währungsunion sowie die für die neue Wachstumsdynamik
notwendige Verbesserung der künftigen Rahmenbedingungen erheblich
gefährden." Um das Problem zu lösen, plädiert er dafür, der
Wirtschaft mehr Freiraum für Innovation, Flexibilität und
wettbewerbsfähige Strukturen zu geben, vertieft aber nicht
weiter, was genau er darunter versteht. Eine Lockerung des
Stabilitätsregelwerks ist für ihn jedenfalls keine Lösung.
Stattdessen hält er die weiterführende politische Integration für
ein wichtiges Ziel, das auf der Agenda bleiben müsse. Doch das
ist eine Herausforderung, die im Moment noch in sehr weiter
Zukunft zu liegen scheint.
Hans Tietmeyer:
Herausforderung Euro.
Wie es zum Euro kam und was er
für Deutschlands Zukunft bedeutet,
Hanser Verlag, München 2005,
330 Seiten, 24.90 Euro,
ISBN 3-446-40030-3
www.hanser.de
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
© changeX Partnerforum [19.04.2004] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Hans Tietmeyer: Herausforderung Euro. . Wie es zum Euro kam und was er für Deutschlands Zukunft bedeutet. . Hanser Verlag, München 1900, 330 Seiten, ISBN 3-446-40030-3
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