Der lange Weg zur neuen Währung
Herausforderung Euro - das neue Buch von Hans Tietmeyer.
Von Nina Hesse
Wie kommen wir wirtschaftlich wieder auf einen Spitzenplatz? Was muss getan werden, damit der Euro dauerhaft stabil bleibt? Wer die Herausforderungen von morgen meistern will, muss die Geschichte des Euro kennen. Ein Insider aus Wirtschaft und Politik hat sie geschrieben und um wichtige Hinweise für die Zukunft ergänzt.
Die Europäische Währungsunion und der Übergang zum Euro waren Schritte von historischer Bedeutung. Hans Tietmeyer hat den europäischen Integrationsprozess über 40 Jahre begleitet und stand in dieser Zeit mit allen wichtigen Akteuren in Kontakt - er war unter anderem Präsident der Deutschen Bundesbank und Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen. In seinem Buch beschreibt er die großen Weichenstellungen auf dem langen Weg zum Euro, die oft erst in der Rückschau deutlich werden, und zieht eine erste Zwischenbilanz. Zugleich wirft er einen persönlichen Blick auf manche Machtkämpfe und Kontroversen im Hintergrund.
Sein Bericht beginnt noch vor der Gipfelkonferenz von Den Haag 1969, gibt einen Überblick über das Europäische Währungssystem von 1978/79, berichtet vom Endspurt zum Maastricht-Gipfel und dem monetären Beben von 1992 und führt bis zum Startbeschluss von Brüssel und den Weichenstellungen in der Europäischen Zentralbank. Die eigentliche Währungsumstellung 2002 schildert er nicht mehr; das haben andere zur Genüge getan. Bis dahin waren die richtungsweisenden Entscheidungen längst gefällt.

Der Euro bleibt eine Herausforderung.


Sein Buch ist vor allem ein historisch-fachliches Werk, aber auch eine Warnung: "Währungsunion und Euro sind und bleiben nämlich, wenn sie auch künftig zur Wohlfahrt der Völker in Europa und zu ihrem friedlichen Miteinander beitragen sollen, dauerhafte Aufgaben." Seine Zwischenbilanz zum Euro ergibt ein gemischtes Bild. Zwar kommt er zu dem Schluss, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben, der Euro für die beteiligten Länder neue Chancen eröffnet habe. Aber er stellt auch fest, dass die Währungsunion entgegen den Erwartungen vieler nicht zu einer Stärkung des Wachstumstrends und zu neuer Dynamik geführt hat. Im Gegenteil. Die schwächelnden großen Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich und Italien, die mit Strukturproblemen laborieren und den Stabilitätspakt nicht einhalten können, machen ihm Sorgen.
Tietmeyer hat schon vor der Euro-Einführung davor gewarnt, dass die neue Währung diese Probleme deutlicher an den Tag bringen könnte. Inzwischen ist die Misere offenkundig. "Angesichts der ohnehin bereits sehr hohen Verschuldung der meisten Länder wäre eine weitere Erosion der Fiskaldisziplin nicht ungefährlich ... sie könnte den Zusammenhalt der Länder in der Währungsunion sowie die für die neue Wachstumsdynamik notwendige Verbesserung der künftigen Rahmenbedingungen erheblich gefährden." Um das Problem zu lösen, plädiert er dafür, der Wirtschaft mehr Freiraum für Innovation, Flexibilität und wettbewerbsfähige Strukturen zu geben, vertieft aber nicht weiter, was genau er darunter versteht. Eine Lockerung des Stabilitätsregelwerks ist für ihn jedenfalls keine Lösung. Stattdessen hält er die weiterführende politische Integration für ein wichtiges Ziel, das auf der Agenda bleiben müsse. Doch das ist eine Herausforderung, die im Moment noch in sehr weiter Zukunft zu liegen scheint.

Hans Tietmeyer:
Herausforderung Euro.
Wie es zum Euro kam und was er
für Deutschlands Zukunft bedeutet,

Hanser Verlag, München 2005,
330 Seiten, 24.90 Euro,
ISBN 3-446-40030-3
www.hanser.de

Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.

© changeX Partnerforum [19.04.2004] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.


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: Herausforderung Euro. . Wie es zum Euro kam und was er für Deutschlands Zukunft bedeutet. . Hanser Verlag, München 1900, 330 Seiten, ISBN 3-446-40030-3

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