Browserfutter
Die Financial Times Deutschland über changeX.
FTD-Redakteurin Tanja Busch schreibt in ihrem Porträt über changeX: „Die in orange-gelb-weiß gehaltene Website suche ich immer auf, wenn ich einen Muntermacher brauche. Die Seiten bauen sich schnell auf, kein Werbebanner stört ... Die Beiträge sind dicht an aktuellen Problemen in der Gesellschaft und dennoch zeitlos ... Die Texte signalisieren: Sei mutiger, entfalte Eigeninitiative, jammere nicht – wie es viele Deutsche nun einmal gerne tun. Beim Lesen nicke ich innerlich und fühle mich motiviert. – Für alle hier und heute: Der ganze Artikel aus der FTD vom 17.12.2004.

Browserfutter: changeX.de

Von Tanja Busch
Das Online-Magazin changeX.de beschreibt den Wandel in der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft. Das Schönste daran: Es macht Mut, aktiv zu werden – statt zu jammern.

Es passiert täglich in Deutschland: Ein Nachbar wird arbeitslos, im Job ändern sich Arbeitsinhalte, ein Manager fühlt sich – kaum an der Spitze – sehr einsam. Das Online-Magazin changeX.de beschäftigt sich mit solchen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Seit fast vier Jahren beschreiben die Redakteure den Wandel in Deutschland und beleuchten, wie sich Veränderungen – etwa im Management – auf den einzelnen und seine Arbeit auswirken. Das Magazin richtet sich an alle, die sich als „Multiplikatoren“ in Wirtschaft und Gesellschaft sehen: zum Beispiel Manager, Dozenten und Existenzgründer.
Die in orange-gelb-weiß gehaltene Website suche ich immer auf, wenn ich einen Muntermacher brauche. Die Seiten bauen sich schnell auf, kein Werbebanner stört. Die Rubriken sind einfach gegliedert und lassen Themen schnell aufspüren: „Arbeit & Leben“, „Wissen & Lernen“, „Wirtschaft & Management“ und – streng vom redaktionellen Teil abgegrenzt – das „Partnerforum“. Dort präsentieren sich Unternehmen, die die Website finanzieren. Dazu gehört der Frankfurter Campus Verlag, der als Gegenleistung für einen jährlichen Betrag einen bestimmten Umfang von Textseiten bekommt, auf denen er Bücher aus seinem Angebot besprechen kann.
Klar abgegrenzt sind auch die einzelnen Textformen; Buchrezensionen, Essays, Kommentare – und Gespräche. „Sie werden mit Experten geführt, die von anderen Medien eher wenig beachtet werden. Oft arbeiten diese Menschen in Nischen“, sagt Chefredakteur und Geschäftsführer Peter Felixberger. Das führt zu neuen Blickwinkeln, finde ich.


 

„Menschen, die nicht mit den Wölfen heulen.“


Die Schreiber wollen auch motivieren, aktiv zu werden. So haben sich changeX-Autoren auf die Suche nach Menschen gemacht, „deren Verständnis von Wirtschaft und Arbeit konstruktiv anders ist. Die Alternativen vorleben und nicht mit den Wölfen heulen.“ Einer dieser Menschen, den sie vorstellen, ist Katja Wiese. Für die Autoren ist sie eine Umweltschützerin mit „Marketingköpfchen“: Sie kauft Land mit dem Geld sponsorwilliger Menschen, um es zu schützen. In jedem Land der Erde sollen zehn Prozent der Fläche unter Naturschutz stehen, lautet ihre Vision. Traditionelle Naturschutzorganisationen, so moniert sie, seien noch zu sehr in den 80er Jahren stehen geblieben und dächten noch immer in dem Freund-Feind-Schema von damals. „Das klingt arrogant“, sagt Wiese, „aber man kann viel mehr erreichen, wenn man mit den Leuten mitgeht.“
Ein anderes Beispiel ist ein Essay von Ralf G. Nemeczek. Unter dem Titel „Lebst du schon oder existierst du noch?“ ermutigt der Autor zum eigenverantwortlichen Handeln statt zum permanenten Beschweren. „Immer haben wir die Wahl, ob wir an einem Misthaufen oder an einer Rose riechen.“ Er ermuntert die Leser, ihrer Berufung zu folgen und sie auszuleben. „Wenn wir unsere Talente zurückhalten, schaden wir nicht nur unserer Gesundheit und unserem Erfolg, sondern wir enthalten auch all den Menschen unsere Unterstützung vor, die enorm davon profitieren würden, wenn wir unsere Gaben als Aufgaben annehmen würden.“ Sein Fazit: „Raus aus der Bequemlichkeit des Dahinvegetierens, hinein in die Selbstbestimmung eines gelungenen Lebens.“


Arbeitslosigkeit als Chance.


Felixberger, der als Lektor und Publizist gearbeitet hat, will mit dem Online-Magazin die Blickwinkel aktueller Probleme und Entwicklungen ändern. „Es wäre schön, wenn die Leser dabei einen ganzheitlichen Blick bekommen“, sagt der studierte Politologe.
Die Beiträge sind dicht an aktuellen Problemen in der Gesellschaft und dennoch zeitlos. Zahlreiche Artikel drehen sich um die Arbeitslosigkeit. So beschreibt eine Unternehmerin die Insolvenz ihrer Firma und schildert, wie sie neu anfing. Die Offenheit kam an, aus dem Erfahrungsbericht entstand ein Buch.
Die Texte signalisieren: Sei mutiger, entfalte Eigeninitiative, jammere nicht – wie es viele Deutsche nun einmal gern tun. Beim Lesen nicke ich innerlich und fühle mich motiviert. Wer weitere Infos zu den Beiträgen braucht, erfährt die Kontaktadresse jeweils unter dem Text. Ein guter Service, der offenbar rege angenommen wird. „Wir wollen, dass sich die Leser zu einer Community verbinden und erfahren oft, dass sich die Menschen tatsächlich zu einem Netzwerk zusammenschließen“, sagt Felixberger.


Ergiebiger Wissensspeicher.


Wer nur Infohäppchen liebt, ist bei changeX.de auf der falschen Seite. Die Beiträge sind eher lang und laden zum Ausdrucken ein. Das geht komfortabel im PDF-Format oder in HTML. Das Archiv ist ein reichhaltiger digitaler Wissens- und Meinungsspeicher mit über 1.600 Artikeln. Sortierungsmöglichkeiten erleichtern die Suche, allerdings gibt es – kleiner Punktabzug – keine Volltextsuche, nur eine Schlagwortsuche.
Leider ist changeX seit dem 1. Oktober nur noch Abonnenten zugänglich, wenn auch zu einem akzeptablen Preis von 5 Euro pro Monat. Das Halbjahresabo kostet 25 Euro, das Jahresabo 48 Euro. Positiv: Man kann das Online-Magazin zunächst für 48 Stunden gratis testen.
Der virtuelle Kurztrip scheint viele User zu überzeugen: „Seit das Online-Magazin kostet, steuern es mehr Leser und Werbekunden an“, sagt Felixberger und fügt hinzu: „Die Menschen denken eben, dass ein Angebot werthaltiger ist, wenn es nicht umsonst ist.“ Wie wäre es also, das Online-Magazin auch in Papierform am Kiosk zu verkaufen? „Das wäre unzeitgemäß“, sagt der 44-Jährige. „Wir erreichen die Leser ja meist an ihrem Arbeitsplatz und verbinden uns so direkt mit ihnen.“

Quelle:
Financial Times, www.ftd.de, 17.12.2004


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