Schnell mal Wissen nachladen
Von Sokrates bis Pop-Art - der neue Smalltalk-Guide von Roland Leonhardt.
Von Nina Hesse
Bildung ist "in", der Blick über den Tellerrand fast schon Pflicht. Doch welcher Manager findet schon Zeit, dicke Wälzer zu lesen und sich nach und nach über Geschichte, Kunst und Philosophie schlau zu machen? Besser, man frischt zumindest die wichtigsten Fakten auf und verschafft sich einen Überblick - zum Beispiel mit dem neuen Ratgeber von Leonhardt.
Smalltalk ist ein wichtiger Teil geschäftlicher Beziehungen. Natürlich können Sie beim Plausch mit Geschäftspartnern über aktuelle wirtschaftliche Themen, die Entwicklung Ihres Unternehmens und neue Managementtrends reden - aber meist werden viele verschiedene Lebensbereiche angesprochen. Wer sich nur mit PowerPoint und CRM auskennt, kommt dabei schnell ins Schwimmen. Und wer will schon als Mensch mit Tunnelblick bekannt sein?

Bildung in Kürze.


Schon die Vielzahl der Titel auf dem Buchmarkt, die einen Überblick über verschiedene Wissensbereiche bieten, zeigt: Bildung ist wieder "in". Doch was tun, wenn Sie partout keine Zeit haben, sich mit Geschichte, Literatur, Musik und Kunst zu beschäftigen? Dann bietet sich eine All-in-one-Lösung an. Zum Beispiel der neue Ratgeber von Roland Leonhardt, der bei Hanser schon einige Bücher mit praktischen Zitaten für Manager veröffentlicht hat. Er verbindet wichtige Daten und Kurzinformationen aus Geschichte, Literatur und Philosophie, Musik und Malerei mit einem kleinen Städte-Guide für Geschäftsreisende, bei dem von Berlin, Hamburg, Kopenhagen und Singapur alle Metropolen abgehandelt werden, in denen man aller Wahrscheinlichkeit nach irgendwann mal aus dem Flieger steigt. Das trifft die Bedürfnisse der gestressten Zielgruppe recht genau. Von Sokrates bis Pop-Art ist ein nützlicher Reisebegleiter für zwischendurch, passt durch sein handliches Format in jede Tasche und erlaubt, selbst in den paar Minuten zwischen Check-in und Boarding noch schnell ein Quäntchen Allgemeinbildung nachzuladen.

Fakten, Fakten, Fakten.


Erstaunlich, wie Leonhardt es schafft, aus all diesen Wissensbereichen die wichtigsten Fakten herauszudestillieren. Er steigt ein mit einem chronologischen Überblick über die Weltgeschichte, eingeleitet jeweils mit einem kurzen Überblick über die wichtigsten Epochen wie Romantik, Renaissance oder Aufklärung. Dabei steht Europa im Mittelpunkt, die anderen Hochkulturen bleiben weitgehend außen vor. Anschließend folgen kurze Porträts wichtiger Literaten und bildender Künstler, gegliedert nach Ländern. Seine Auswahl ist dabei vielseitig, er bezieht alle Epochen ein. Unter englischer Literatur werden Autoren aus dem 20. Jahrhundert wie Graham Greene und Aldous Huxley ebenso abgehandelt wie Shakespeare oder Lord Byron. Auf einer halben Seite erfährt man die wichtigsten Fakten über ihr Leben, dann eine kurze Liste ihrer wichtigsten Werke. Hier zeigt sich wieder Leonhardts Talent für kurze, knackige Zusammenfassungen. Auch das Kapitel über Komponisten ist gelungen; bei den Malern muss sich der Leser mit drei Sätzen pro Künstler begnügen.
Etwas skurril wirkt, dass Leonhardt in seiner Chronologie biblische Ereignisse als Fakten und datierbare Ereignisse eingebaut hat. Aus einem nicht näher erklärten Grund datiert er Christi Geburt auf das Jahr 7 - war es nicht eigentlich das Jahr null? Auch einige Widersprüche in der Zeitlinie sorgen für Verblüffung, zum Beispiel die beiden Einträge "1317 - Die Hanse erhält durch Eduard II. Handelsprivilegien in England" und "1360 - Gründung der Hanse". Wer dadurch neugierig wird und nachforscht, erfährt eine Menge und stellt fest, dass die Zusammenhänge und Hintergründe komplexer sind als geahnt und man deshalb auf Jahresangaben in diesem Fall besser ganz verzichtet.
Bei den Städten listet der Autor nach einer kurzen Einführung, die auf die Interessen von Managern zugeschnitten ist und in denen viel über Industrien und Branchen steht, kurz die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf. Schmunzeln muss man, als nach all den europäischen Schlössern, Kirchen und anderen Kulturikonen die Stadt Atlanta aufgeführt ist; dort listet Leonhardt unter "Museen" auch "The World of Coca-Cola". Wer da war, weiß, warum - die Ausstellung ist ausgesprochen vergnüglich.

Fragen stellen bildet.


Leonhardts Smalltalk-Guide eignet sich blendend dafür, verschüttetes Wissen aus Schule und Studium noch einmal aufzufrischen. Oder einen schnellen Einstieg zu finden. Doch auf eine ausführliche Diskussion sollte man sich mit diesen Informationen nicht einlassen, dafür sind sie natürlich zu oberflächlich und zeigen zu wenige Zusammenhänge auf. Besser ist, in einem solchen Smalltalk, der plötzlich in die Tiefe geht, mit ein paar Stichworten zu glänzen und dann, wenn der Gesprächspartner sich deutlich besser auskennt, Wissbegierde zu demonstrieren und Fragen zu stellen. Das führt nicht nur dazu, dass man etwas lernt, sondern schmeichelt dem Ego des Gegenübers.

Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.

Roland Leonhardt:
Von Sokrates bis Pop-Art. Ein Smalltalk-Guide,
Hanser, München 2004,
267 Seiten, 19.90 Euro
ISBN 3-446-22820-9
www.hanser.de

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Zum Buch

: Von Sokrates bis Pop-Art. . Ein Smalltalk-Guide. . Hanser Verlag, München 1900, 267 Seiten, ISBN 3-446-22820-9

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